Europameisterschaft IPSC 2016 – Eger/Felsőtárkány Ungarn

So lange bereitet man sich auf so ein Match vor – und schon ist die Europameisterschaft wieder Geschichte! Wir hatten mit widrigen Wetterbedingungen zu kämpfen, Stages, die im Schlamm versanken, einer Organisation, die dem Chaos nicht so ganz Herr zu werden schien und Technik, die ganz und gar nicht begeisterte…Aber der Reihe nach…

Nachdem ich mich in den letzten Wochen doch recht intensiv auf dieses Match vorbereitet hatte, war es also am letzten Montag soweit – die ersten 6 Stages standen auf dem Programm und das Match konnte beginnen. Die 1100km Anreise, Eröffnungsfeier etc. brauche ich ja sicher nicht weiter zu beschreiben – hier kommts ja auf das Match an 😉 Achja – vielleicht doch noch eine Sache vorweg – am Samstag vor dem Match wurde in Eger eine IPSC General Assembly abgehalten mit einem nicht unwichtigen Tagesordnungspunkt – der Entscheidung, ob bei den Revolvern zukünftig die neue Regel “6 Major/ 6+ Minor” auch weltweit für alle gelten soll – Die Entscheidung war, daß 7- und 8-Schüssige Revolver zukünftig bis zur vollen Kapazität geschossen werden dürfen, aber automatisch Minor gewertet werden! Endlich!

Aber zurück zum Match: Glücklicherweise hatte es am Nachmittag nicht mehr geregnet und wir konnten den ersten Tag von oben trocken  in Angriff nehmen (was sich aber im Laufe der Woche noch ändern sollte…) Natürlich war die Aufregung vor der ersten Stage entsprechend. Wir waren in Squad 39 eingeteilt, auf Stage 9 zu starten – einem Medium Course mit 16 Schuss. Eigentlich eine einfache Sache – zwei Schritt links, Vollscheibe ganz links und die Doppelscheibe links durch die Lücke , nach rechts, Wechsel,  Vollscheibe rechts und Doppelscheibe rechts durch die Lücke. Zum Schluss nach vorne, dabei noch ein Wechsel und die beiden Vollscheiben vor dem Fenster – zur Sicherheit mit den beiden übrigen Patronen noch einmal die nicht ganz so einfachen oberen Scheiben der Doppelscheiben kontrollieren. Ging auch einigermaßen – allerdings war ich mir auf den beiden oberen Scheiben am Ende nicht sicher und habe jeweils einen Schuss nachgesetzt. Links habe ich später gesehen, war es unnötig, rechts konnte ich nicht kontrollieren. Sicher zwei Sekunden zusätzlich, aber wichtig – erst einmal kein Miss zum Start. Ungefähr so ging es dann mehr oder weniger im Match weiter. In der Nachbetrachtung mit ein wenig Abstand, kommt es mir so vor, als hätte ich das Match zu sehr auf Sicherheit geschossen. Natürlich, ein zweiter Platz ist ein fantastisches Ergebnis – und das auch noch mit Minor! Aber so ganz zufrieden bin ich dann doch nicht – Vielleicht hätte ich hier und da doch etwas mehr “Pokal oder Spital” schießen sollen. Aber hinterher ist man natürlich immer schlauer und das ist leichter gesagt als getan… Ich wollte unbedingt aufs Podium und hatte immer die Minor-Wertung im Nacken, bei der es eben gerade darauf ankommt, Alphas zu schießen, um nicht ganz so viele Punkte zu verlieren. Immerhin konnte ich vier der 22 Stages für mich entscheiden. Zweimal mit Full-House und zweimal durch eine gute Zeit. Mir fehlte hier und da ein wenig die Distanz zwischen den Schiesspositionen und es zeigte sich hier und da auch das “deutsche Manko” stehen-schiessen-laufen-stehen-schiessen-laufen während die Kollegen aus anderen Ländern munter aus der Bewegung schossen. Aber da ist eben leider unser Waffengesetz im Weg. Das ist natürlich alles “jammern auf hohem Niveau” und der eine oder andere wird sich denken, was will er denn? Ein zweiter Platz auf einer Europameisterschaft? Und dann nicht zufrieden? Aber wer mich kennt, weiß, daß ich damit nicht so richtig zufrieden bin – the second winner is the first looser…

Insgesamt waren die Stages nicht übermäßig schwierig aufgebaut – aber einzelne schwere Scheiben waren durchaus dabei – häufiger waren Scheiben bis auf die freie Spitze von No-Shoots verdeckt, was sauberes Zielen erforderte, Doppelscheiben (eine Scheibe direkt vor der zweiten Scheibe) kamen immer wieder vor und natürlich auch etliche bewegliche Ziele und Stahl auf fast jeder Stage. Leider funktionierten viele der technischen Scheiben nicht wie gewünscht – up-and-down Scheiben bewegten sich teilweise innerhalb der Squad völlig unterschiedlich, Mover fuhren (angeblich) unterschiedlich schnell (ich habe es selbst nicht gemessen, es wurde aber glaubhaft von deutlichen Unterschieden zwischen Prematch und Mainmatch berichtet), Turner waren unterschiedlich lange sichtbar je nach dem ob gerade geölt oder nicht, mal funktionierte eine Auslösung, mal nicht, usw. usw. – die Liste ist lang… Die Folge war, daß zwei Stages völlig gecancelt wurden und auf anderen waren etliche Reshoots notwendig, was das Match für viele Squads deutlich verzögerte – einige Squads mussten am Samstag nachsitzen, da sie in der Woche abends nicht fertig geworden waren. Es sind so viele Kritikpunkte, die alle aufzuzählen leider müßig ist. Schade, daß so ein Event dann so negativ in Erinnerung bleibt. Es bleibt zu hoffen, daß aus dem Fehlern gelernt wird und daß folgende Wettkämpfe schon im Vorfeld sorgfältiger geplant und vorbereitet werden. Es kann z.B. damit gerechnet werden, daß es Anfang Oktober in Mitteleuropa auch mal regnet und daß ein lehmiger Boden sich durch Regen nicht unbedingt verbessert. Gegen Regen kann man nichts machen, aber den Untergrund kann man im Vorfeld z.B. durch Drainagen und entsprechende Auflagen aus Schotter oder Holzschnitzel unempfindlicher machen. Hinterher, wenn der Schlamm erst mal da ist, ist es zu spät,  mit einer oder zwei LKW-Ladungen Schotter zu reagieren.

Für mich bleibt nach 4 Schiesstagen und 22 Stages als Fazit, daß ich für folgende internationale Wettkämpfe meine Vorbereitung etwas umstellen werde – ich hatte zuviel Präzision und zuwenig Geschwindigkeit trainiert und die Bewegung zwischen den Positionen gilt es auch noch zu verbessern. Auf jeden Fall kommt mir und meinem Stil zu schiessen die Einführung der neuen Regel 6Major/6+Minor sehr entgegen! Darauf gilt es aufzubauen! Mitnehmen werde ich auf jeden Fall die fantastische Stimmung in unserer Squad – wir haben zusammengehalten und zusammen gearbeitet, Pläne geteilt und besprochen, uns bei guten Leistungen gegenseitig beglückwünscht, bei schlechten miteinander gelitten und hatten jede Menge Spaß miteinander! So muss es sein! Das ist Sport!

Hier noch ein paar Bilder und Videos des Matchs: 

 

Results:

EHC 2016 Overall Results

EHC 2016 Stage Results

EHC 2016 Team Results

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