World Shoot XVI Rhodos

Mit etwas Abstand zur WM möchte ich auch ein paar Zeilen dazu schreiben. Es ist ja schon während der WM und auch danach schon sehr viel geschrieben worden und dabei wurde auch nicht mit Kritik gespart. Teils zu Recht, teilweise aber auch, meiner Meinung nach etwas zu übertrieben. Aber doch der Reihe nach…

Ich hatte mich im Vorfeld der WM recht intensiv vorbereitet. Viele Matches geschossen, deutlich mehr trainiert als sonst, ja sogar in Sachen Mentaltraining hatte ich noch einmal nachgelegt. Mein erklärtes Ziel war es, unter die ersten 5 in der Revolver Wertung zu kommen. Sicher ein ambitioniertes Ziel, aber nicht unereichbar. Insgeheim hatte ich gehofft, es vielleicht sogar aufs Treppchen zu schaffen. Also fuhr ich gut vorbereitet nach Rhodos. Wie schon bei vielen Auslands-Matches zuvor, hatte ich eine “Reisegruppe” mit meinem Teamkollegen Markus. Das hat sich einfach bewährt! Wir verstehen uns hervorragend und das passt einfach. Nichts schlimmeres, als wenn man sich bei so einer Reise auch noch mit dem Zimmerkollegen stressen muß… 😉 Ich hatte schon lange im Vorfeld ein passendes Hotel in unmittelbarere Nähe zum Schiessstand ausgesucht und gebucht. Das war auch eine gute Wahl und wir hatten es nur 5 Minuten zum Stand. Also das “Drumherum” passte.

Leider erwies sich die Organisation rund um das Match als nicht ganz so gut… Es fing damit an, das man zum Equipment-Check, der auf dem Stand passierte, sich erst einmal  im offiziellen “Match-Hotel” (in Rhodos-Stadt, ca 20 Minuten Autofahrt weg vom Stand!) anmelden musste und dort seine Akkreditierung bekam. Glücklicherweise hatte Steven uns schon mit angemeldet und wir mussten nicht, wie viele andere mehrere Stunden (!) auf die Anmeldung warten (Steven – vielen Dank noch einmal dafür!). Der Equipment Check selbst lief problemlos. Auf der Range erfuhren wir dann auch endlich, mit wem wir zusammen in der Squad waren. Team USA und Team Brasilien. Ich hatte gehofft, daß wir mit den USA zusammen in die Squad kämen, da sie für mich die Favoriten waren. Und ich endlich einmal Jerry schiessen sehen wollte. Sonntags war dann die offiziele Eröffnungszeremonie angesetzt. Laut Zeitplan um 16:00 Uhr – tatsächlich gings aber erst um 18:30 los… Viele warteten die 2,5h aber im Stadion. Ohne Verpflegung. Kann man auch anders planen. Der Rahmen für die Feier, ein antikes Stadion über der Stadt war eigentlich eine sehr schöne Location. Leider aber war der Platz für die Schützen nach dem Einmarsch viel zu klein und einige Nationen konnten keinen Sitzplatz mehr für die Feier finden und sind gleich gegangen. So auch viele, die am folgenden Tag die Frühschicht hatten und schon um 5:00 Uhr aufstehen mussten. Schade. Da wäre mehr drin gewesen.

Unser Match-Zeitplan war folgendermaßen: Montag Nachmittag, Dienstag früh, Mittwoch Nachmittag, Donnerstag frei, Freitag früh und Samstags dann wiederum die Nachmittagsschicht. Da ich mich gut vorbereitet fühlte, war ich auch vor dem Start nicht mehr aufgeregt, als sonst. Natürlich musste ich gleich auf der ersten Stage starten. Wie sich später herausstellte sollte das an diesem Tag (und auch auf den folgenden!) noch öfter passieren. Es gab Probleme mit den Squadlisten und die Range-Officers haben einfach nach der Liste von oben herunter gestartet. Tja, und da stand dann eben ich immer an ersten Stelle. Nachdem ich mich dann nach dem dritten mal starten geweigert hatte zu starten, traf es meinen Teamkollegen Dietmar. Ich glaube, wir beide haben sicher bei mindstens 10 der 30 Stages angefangen… Auf kurzen, einfachen Dingern kein Problem. Aber wenns dann mal komplizierter wird, dann kann es schon hilfreich sein zu sehen, wie es andere angehen!  Der erste Tag lief aber insgesamt nicht so schlecht für mich.

WSHXVI Area 3 – Final Stage Results

Leider kann ich das vom zweiten Tag nicht sagen. Ich kam einfach nicht auf Touren und musste auf Stage 23 mein persönliches “Waterloo” dieses Matches erleben. Schlechte Zeit und gleich zwei Mikes. Und das auf einem Long-Course. Da hatte ich ganz schön dran zu knabbern. Insgesamt war dieser zweite Tag mein schlechtester bei dieser WM.

WSHXVI Area 4 – Final Stage Results

Glücklicherweise konnte ich mich aber wieder aufrappeln und am dritten Tag lief es viel besser für mich. Zwei gewonnene Stages und zwei mal zweiter. Dadurch konnte ich wieder einiges an verlorenem Boden gut machen.

WSHXVI Area 5 – Final Stage Results

So hätte es eigentlich weiter gehen können. Doch laut Zeitplan hatten wir erst einmal unseren freien Tag. Nach den Ergebnissen des dritten Schiesstages hätte ich gerne gleich am nächsten Tag weiter geschossen.  Der vierte Tag war aber auch recht gut. Wieder eine gewonnene Stage und auch sonst “gut dabei”.

WSHXVI Area 1 – Final Stage Results

Am letzten Tag war ich leider wieder nicht so sehr gut drauf. Ich wusste aber, daß ich in aussichtsreicher Position lag. Trotzdem viel es mir schwer, frei zu schiessen. Ich hatte regelrecht das Gefühl, von Stage zu Stage mehr Plätze einzubüßen. Und dann der Hammer: Vor der letzten Stage kam Ricardo Lopez, der spätere Weltmeister, zu mir und sagte mir, daß ich nach seiner Rechnung auf Platz 4, 23 Punkte hinter Matt läge – “Sascha, you have to push!”. Leichter gesagt als getan! 23 Punkte auf einem Long-Course zu holen ist zwar nicht unmöglich, aber bei der Konkurrenz… OK, Matt schoss zwei Schützen vor mir. Und das alles andere als berauschend! Ich gab also alles und brachte auch eine sehr gute Stage hin. Ergebnis zu Ricardo, in den Palm getippt: “Congratulations! You are now third, half a point before Matt!” Whow…die ganze Spannung fiel ab und ich war erst einmal überwältigt! Sollte ich es wirklich aufs Treppchen geschafft haben? Ich konnte es nicht glauben! Tja, es kam wie es kommen musste. Eine halbe Stunde später bekamen wir “auf Umwegen” eine erste Endrangliste aus dem Stats-Office. Als ich die Liste in die Finger bekam, blieb mir fast das Herz stehen. Ich war doch nicht dritter, sondern vierter. Und das mit dem sagenhaften Rückstand von 0,1657 Matchpunkten. Matt hatte es doch noch auf den dritten Platz geschafft. 1879,7188 zu 1879,5531 Matchpunkte oder 88,42% zu 88,41% . Das musste ich erst einmal verdauen. Natürlich ein super Ergebnis – 4. Platz bei einer Weltmeisterschaft. Bester Europäer. Und doch verloren. So fühlte ich mich. Mittlerweile habe ich etwas Abstand und kann mich über meinen 4. Platz freuen. Dort fühlte ich mich, als hätte ich gerade den letzten Platz gemacht. Aber hey, so gehts eben manchmal. Das nächste mal bin dann eben ich wieder dran!

WSHXVI Area 2 – Final Stage Results

WSHXVI OVERALL – Final Results

Ein schöner Abschluss war aber dann unser Team-Ergebnis. Wir schafften es, hinter Team USA den zweiten Platz in der Team-Wertung zu gewinnen.

WSHXVI Teams – Final Results

Am Sonntag war dann noch Shoot-Off Time. Ich musste zuerst gegen Philipp Chua antreten. Ich hatte einen guten Run und die erste Runde war überstanden. In Runde zwei kam es zu einer zweiten Auflage des Finales von Cheval Blanc 2007 – Ricardo Lopez, der Weltmeister wartete auf mich. Dieses mal war das Glück auf meiner Seite und obwohl Ricardo katapultierte sich selbst aus dem Rennen als er den Stopp-Popper beschoss obwohl noch ein anderer Popper stand. Finale! Natürlich gegen Jerry. Wen sonst. Ich erwischte beim ersten Durchgang einen super Run. Perfekter Flow. 1:0 für mich! Aber dann kam der “alte Fuchs” und lies mir zweimal keine Chance. Nicht umsonst ist Jerry die Revolver-Legende. Aber was solls. Im WM-Shootoff-Finale darf man 1:2 gegen Jerry verlieren. Hier noch ein paar Bilder und ein Video vom Shootoff Finale (danke Eric!):

Insgesamt hatten wir aber trotz aller kleinen Widrigkeiten viel Spaß bei dieser WM. Für mich war es ein Erlebnis, so ein großes Match mit Jerry in einer Squad zu schiessen. Jetzt weiß ich, was schnell bedeutet! Einfach unglaublich, wie schnell er teilweise manche Stages schoss. Chapeau! Zu Recht bekam Jerry (wie auch Rob Leatham) auf der Siegerehrung auch einen speziellen Preis für sein “IPSC Lebenswerk”! Auch sonst war es einfach wieder schön, viele “alte Bekannte” aus aller Welt zu sehen. Das macht so ein Match einfach aus.

Hier noch einige Impressionen vom Match und dem “drumherum”. Bilder vom Schiessen habe ich leider keine, ich habe mich dieses mal nur aufs schiessen selbst konzentriert 😉